Vor nicht allzu langer Zeit bekamen Autos nur dann eine neue Funktion, wie beispielsweise Rückfahrsensoren, wenn sie vom Servicetechniker installiert wurde. Und dann kam das Tesla Modell S und hat den Markt revolutioniert. Jetzt können Autos, wie beispielsweise Mobiltelefone auch, laufend mit neuen Funktionen ausgestattet werden. Und die traditionellen Automobilhersteller folgen diesem Beispiel. Und was bedeutet das für die Händler und Werkstätten?

Tesla hat die Marktregeln geändert

Mit der Markteinführung des Tesla Modells S im Jahr 2012 wurde die Automobilindustrie revolutioniert. Und damit meine ich nicht den Antrieb. Hinter dem Modell S stand nämlich ein bis dahin völlig unbekanntes Konzept. Elon Musk, der weltberühmte „IT-Geek“, revolutionierte die Automobilbranche mit Tools, die bis dato nur Smartphones und Computern vorbehalten waren – Tesla-Modelle können mit neuen und meist sehr attraktiven Funktionen ausgestattet werden, und zwar nur mittels Softwareaktualisierung. Diese erfolgt, ähnlich wie bei Smartphones, via OTA (Over-the-air) Aktualisierung über das WLAN. Und so erhielte die Tesla S Modelle schrittweise Updates wie Bordkamera, Warnfunktion bei grüner Ampel und verbesserte Assistenzsysteme (den sog. Autopilot). Wie im Laufe der Jahre immer bessere Funktionen dazukamen, stieg auch der Druck auf die Konkurrenzunternehmen.

PC-Software neu auch für Autos

Doch die Konkurrenz konnte lange Jahre nicht reagieren. Warum? Weil die Logik der Bordsysteme eine andere war.  Während Tesla für alle wichtigen Funktionen – vom Autopilot, über die Steuerung der Pedal-Reaktion bis zum Infotainment-System, einen einzigen Computer nutzt, setzen die übrigen Hersteller auf getrennte Architektur separater Steuerungseinheiten und ein eigenständiges Infotainment-Systems, das je nach Ausstattung unterschiedlich ausgerichtet war. Dies hat sich erst mit dem Vormarsch der Assistenzsysteme geändert. Diese benötigen nämlich eine ausreichend starke und robuste Hardware und sind laut Definition mit den wichtigsten Bordsystemen verbunden. Außerdem war damals die verfügbare IT-Technik imstande, den Standards der Automobilindustrie gerecht zu werden. Zu einem der wichtigsten Unternehmen in dieser Branche wurde nVidia, dessen Drive-Plattform in den vergangenen Monaten von den Konzernen Daimler, Toyota, Volkswagen, Hyundai und Volvo übernommen wurde und für zumindest teilweise autonome Fahrsysteme sorgen soll.

Von Grafikkarten zum Mercedes S Klasse Bordsystem

Die ersten greifbaren Ergebnisse ließen nicht lange auf sich warten. Mercedes-Benz gab im September 2020 bekannt, dass die Funktionen der kommenden siebten Generation dessen Flagship-Modells digital erweiterbar sind. Doch im Unterschied zu Tesla sind die Updates nicht kostenlos. Während die Updates des Systems für autonomes Fahren (SAE 3 Klasse) durch Übermittlung neuer Daten für das nVidie-AI-Bordmodell automatisch erfolgen, wird man für jede neue Fahrzeugfunktion extra bezahlen müssen. 

Doch nicht nur Mercedes möchte sich zukünftig die Optionen des direkten Upsells, als zusätzlicher Umsatzmöglichkeiten bei Bestandskunden, sichern. Weiter lässt sich erwarten, dass bei den geplanten Upsell-Strategien den Händlern – besonders bei Fleet-Projekten – eine wichtige Rolle zukommen wird. Denn schließlich werden die Updates auf die neueste Microsoft Office Version auch von Microsoft-Partnerunternehmen durchgeführt, und nicht von Microsoft selbst.

Wer übernimmt die Software-Wartung in Autos?

Eine wichtige Frage bleibt, wie diese digitale Funktionserweiterung, resp. die Wartung und Verwaltung dieser immer komplexeren Softwaresysteme, aussehen wird. Aktuell übernehmen die Werkstätten diese Aufgaben, inklusive der Aktualisierung der Infotainment- und Steuerungssoftware usw. Und es lässt sich annehmen, dass auch trotz immer innovativerer Fahrzeugarchitektur die Werkstätten den Großteil der Aktualisierungen übernehmen werden. Außerdem wird, wie im Falle von Computern, Smartphones sowie Tesla Modellen, nicht jede Aktualisierung problemlos verlaufen.

Die Wartung der Software und die Funktionserweiterung wird bis zum gewissen Maße auf die Händler und Werkstätten ausgelagert. Und da zeichnet sich eine neue, jedoch extrem wichtige und wahrscheinlich auch lukrative Gelegenheit ab. Im Unterschied zum Verkauf von Zubehör, wie Gepäckträgern usw., beansprucht Software weder Geldmittel noch Lagerflächen.  Was verlangt wird, sind neue Verkaufsskills, ein neuer Kundenservice und eine neue Generation von Informationen über jeden servicierten Wagen und die Kundenbedürfnisse. Sind Sie auf diese neue Art des Verkaufs vorbereitet? Haben Sie dies bereits in Ihre Prozessen integriert? Nutzen Sie bereits eine spezielle CRM-Software, wie beispielsweise Automotive CRM , um Sie bei dieser neuen Geschäftsgelegenheit zu unterstützen?